Gernsbacher Neujahrsempfang 2025

Foto: Stadt Gernsbach 

Ansprache von Bürgermeister Julian Christ (Es gilt das gesprochene Wort)

In den letzten Wochen hatten wir viel Gelegenheit zum Rückblick auf das vergangene Jahr. Ich beginne diese Rede jedoch mit einem Ausblick auf 2025. Zur Unterstützung habe ich mich beim Kabarettisten Urban Priol bedient, den ich nun zitiere:
„Februar 2025: Vorgezogene Bundestagswahl
März: Sondierungsgespräche zwischen der Union, der SPD und den Grünen.
April: Sondierungsgespräche gestalten sich schwierig.
Mai: Markus Söder fordert sofortige Neuwahlen.
Juli: Bundespräsident Steinmeier löst das Parlament auf und kündigt vorgezogene Neuwahlen für den 28. September an.
September: Vorgezogene Bundestagswahl. Union, SPD und Grüne führen Sondierungsgespräche.
Oktober: Sondierungsgespräche gestalten sich als sehr schwierig.
Dezember: Markus Söder fordert vorgezogene Neuwahlen.“ 
 
Liebe Gäste, 
so oder ganz anders könnten 2025 in Berlin die Dinge ablaufen. Aber Sie sind hierhergekommen, weil Sie sich für das Geschehen in Gernsbach und seinen Ortsteilen interessieren. 
An dieser Stelle darf ich die Gelegenheit nutzen, Sie alle herzlich zu begrüßen. Dieses Jahr haben sich auch einige Ehrengäste eingefunden, die ich namentlich begrüß
Herrn Landrat Prof. Dr. Christian Dusch,
meine Kollegen Bürgermeister und Oberbürgermeister,
die Mitglieder des Gemeinderates und der Ortschaftsräte,
die Vertreter der Feuerwehr, der Vereine, der Rettungsdienste und der Glaubensgemeinschaften,
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Gernsbach
und unseren Ehrenbürger, Herrn Dieter Knittel.
 
Lassen Sie uns gemeinsam das vergangene Jahr in Gernsbach betrachten. Was hat dieses Jahr so besonders gemacht? 
Besonders gemacht haben dieses Jahr gleich drei Jubiläen: 750 Jahre Erdbeerdorf Staufenberg, 60 Jahre Städtepartnerschaft mit Baccarat und 175 Jahre Badische Revolution.
Viele von uns haben die volle Staufenberghalle oder auch den Brezelstecken-Umzug vor Augen. Diejenigen unter uns, die dieses Jahr mit in unsere französische Partnerstadt Baccarat gereist sind, erinnern sich an die Herzlichkeit und an die Gastfreundschaft, mit welcher wir begrüßt wurden. Und von 175 Jahren badischer Revolution bleibt uns das Szenenspiel in unserer Altstadt „der Freiheit eine Gasse“ sicher noch lange im Gedächtnis. Diese drei Jubiläen weisen eine Gemeinsamkeit auf: Sie waren in dieser Form nur möglich, weil es aktives Ehrenamt vor Ort gibt. Seien es die Fest-Organisatoren in Staufenberg oder auch die Darsteller des Szenenspiels in der Altstadt. Viele Gespräche und intensive Vorbereitungen im Vorfeld waren nötig. Auch unsere Partnerschaft mit Baccarat lebt vom Ehrenamt: Von Gernsbacher Bürgerinnen und Bürgern, die seit mehr als 60 Jahren nach Baccarat reisen und sich mit unseren französischen Freunden austauschen. Vielen Dank an alle diese Menschen, die unsere Stadt damit so bereichern! Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Gernsbach, des DRK Gernsbach und alle Helferinnen und Helfer beim Brand im Ortsteil Lautenbach. Dank Ihrer Tatkraft konnte das Feuer vom Mittwoch eingedämmt werden.
 
Vorhin habe ich von den Jubiläen des letzten Jahres gesprochen: Gründe zum Feiern gab es in 2024 mehr als genug
So konnten die Arbeiten am neuen Kreisel in der Bleichstraße abgeschlossen werden. Ein langer Zeitraum von Verkehrseinschränkungen und Umleitungen endete damit. 
Die Sektkorken knallten auch bei der Wiedereröffnung des Katz´schen Gartens: Mit Unterstützung des Landes konnten wir den Garten sowie die Bleichstraße insgesamt endlich hochwasserfest machen. Dank des Einsatzes von Jürgen Illig, dem städtischen Bauhof sowie einer Gartenbaufirma erstrahlt der Katz´sche Garten nun in neuem Glanze!
 
Ein Highlight war auch der Sprung, den unsere Nahversorgung in der Kernstadt gemacht hat: So eröffneten im vergangenen Jahr der neue Edeka, der umgezogene Lidl sowie der neugebaute Rewe-Markt. Gerade die Eröffnungen von Edeka und Lidl waren für mich persönlich emotional. Stehen sie doch dafür, dass es sich lohnt, standhaft zu bleiben und auch Widerstände zu überwinden. Nur so konnte aus der damaligen Brachfläche das Quartier „Im Wörthgarten“ werden.
Jahrzehnte kommunalpolitischer Diskussion haben mit dieser Entwicklung einen erfolgreichen Abschluss gefunden. Ich bin zuversichtlich, dass das Land diese Leistung auch bei unserer Bewerbung um den Flächenrecycling-Preis Baden-Württemberg anerkennt.
 
Gegenstand kommunalpolitischer Bemühungen war in der Vergangenheit auch die Entwicklung der Brückenmühle am Eingang zur Altstadt. Auch wenn die Arbeiten noch andauern, erkennt man schon jetzt mit neuem Dach und frischer Fassade, wie schön die Brückenmühle eigentlich ist. 
 
Investitionen in die Zukunft
Kommunalpolitische Anstrengungen stecken auch in der Nutzung des Gebäudes der ehemaligen HLA Gernsbach. Nachdem sich der Kreistag 2021 mehrheitlich für die Schließung der Kreis-Schule entschieden hatte, gab es über Jahre intensive Gespräche, was mit dem Gebäude passieren soll. Zahlreiche Überlegungen wurden seitens der Kreisverwaltung und des Kreistags angestellt. Diese reichten von einer möglichen Büronutzung bis hin zu einer Nutzung als Flüchtlingsunterkunft. 
Keine dieser Optionen hat uns als Stadt überzeugt. Vielmehr haben wir die Chance gesehen, unsere beengte Grundschule in der Kernstadt in das deutlich größere Gebäude am Färbertorplatz zu verlagern. 
Sehr geehrter Herr Landrat, lieber Christian, ich danke dir für engagierte und lösungsorientierte Verhandlungen. Mit der Zustimmung unserer Gremien ist es uns gelungen, dass das HLA-Gebäude seit dem 1. Januar dieses Jahres der Stadt Gernsbach gehört. Wir haben damit sehr gute Aussichten für unsere Grundschulkinder. Jetzt gehen wir als Stadt gemeinsam mit allen Beteiligten an die weitere Planung und den anschließenden Umbau. Denn gute Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft unserer Kinder.
 
Zukunftsträchtig sind auch unsere Investitionen in die flächendeckende Internetversorgung. Nachdem es unseren Stadtwerken gelungen ist, in 2022 einen millionenschweren Zuschuss von Bund und Land für den Ausbau des Glasfasernetzes einzuwerben, gingen im letzten Jahr nun endlich die Arbeiten in Hilpertsau los. 
Gerade Obertsrot und Hilpertsau haben lange auf diesen Ausbau gewartet – surft man hier größtenteils mit Bandbreiten aus den Anfängen des Internets. 
Aber auch unsere Außenbereiche wie der Kaltenbronn oder auch die Nachtigall können damit endlich an das Glasfasernetz angeschlossen werden. 
Da im Rahmen dieses geförderten Ausbaus Glasfaserkabel in alle Himmelsrichtungen von Gernsbach verlegt werden, haben wir zudem optimale Voraussetzungen für den weiteren Ausbau in allen Ortsteilen. Denn als Stadt setzen wir uns dafür ein, die Probleme zu lösen, die die Menschen umtreiben.
 
All diese großen Aufgaben erfordern die Zusammenarbeit von Bürgerschaft, Gemeinderat, Stadtverwaltung und Bürgermeister. Sie sind der Verdienst von uns allen. 
Denn nur dort, wo die Bürger Veränderung mittragen, findet sie auch statt. Dies zieht sich durch den Gemeinderat und die Ortschaftsräte, die bei maßgeblichen Themen Beschlüsse fassen müssen, bis hinein in die Stadtverwaltung, welche für die Umsetzung ebenjener Beschlüsse zuständig ist.
 
Deshalb sage ich danke. Danke an sie alle, dass sie Veränderungen ermöglicht haben. Danke für den Rat und den Zuspruch, den ich persönlich erfahren habe. Danke an meine Mitarbeiter/innen, die mit mir geduldig sind, wenn ich selbst ungeduldig bin.
 
Und auch wenn manche Bürger mich mit einem Augenzwinkern darauf ansprechen, dass es in Gernsbach „bald nichts mehr für mich zu tun gäbe“, sehe ich die vielen Themen, die wir noch vor uns haben.
 
Ich sehe das Ehrenamt, welches wir weiter stärken müssen. Ich sehe die Grundschule Gernsbach, die umziehen wird, und ich sehe, dass wir weiter in unsere Infrastruktur investieren müssen: Von der Bildung über die Internetversorgung bis hin zu unseren öffentlichen Gebäuden. Gleichzeitig werden die finanziellen Rahmenbedingungen für uns immer schwerer. Wir befinden uns im Gleichklang mit nahezu allen Kommunen in Baden-Württemberg, denen das Geld ausgeht.
 
Wofür geben wir unser Geld aus?
Die Stadt und die Stadtwerke haben in den letzten Jahren mehr als 51 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert. Vor allem in Schulen, Kinderbetreuung und den Hochwasserschutz. Unsere Stadtverwaltung hat mehr als 22 Millionen Euro an Zuschüssen für Investitionen eingeworben. Diese städtischen Investitionen wurden jedoch von den privaten Bauprojekten der letzten Jahre um ein Vielfaches übertroffen: Mehr als 155 Mio. Euro flossen in den Wohnungsbau und die Nahversorgung.
Für diesen Spagat aus Investitionen in die Zukunft und klugem Haushalten wird es weiterhin die Partnerschaft zwischen Bürgerschaft, Gemeinderat, Stadtverwaltung und Bürgermeister brauchen. Nur so wird es uns gelingen, dass zu jedem städtischen Euro drei private Euro hinzukommen, die in die Zukunft unserer Stadt fließen.
 
Für die Zukunft unserer Stadt relevant ist auch die diesjährige Bürgermeisterwahl. Die Stadtverwaltung wird dem Gemeinderat den 6. Juli 2025 als Termin für die Wahl vorschlagen.
Mit Blick auf die Bürgermeisterwahl denke ich an mein Wahlversprechen zurück, welches ich Ihnen im Sommer 2017 von dieser Bühne aus gegeben habe.
Wissen sie noch, was ich damals gesagt habe? „Wenn Sie mich zu Ihrem Bürgermeister wählen, sehen wir uns 2025 zur Wiederwahl“.
Dieses Versprechen löse ich heute ein: Ich bewerbe mich bei der diesjährigen Bürgermeisterwahl erneut um Ihr Vertrauen. 

Danke und Ihnen allen ein frohes und gesundes neues Jahr!