Natur und Geschichte pur
Wir wollen Sie mit unserem Weg „Natur und Geschichte Pur“ ein kleines Stück mit unserem Leben im und mit dem Wald vertraut machen. Den Ort umschließen sieben Täler und damit sind wir fast vollständig von Wald umgeben. Reichental wurde 1339/40 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und lebt seit Menschengedenken in Tradition mit dem Wald und den Waldberufen. Die Gemarkungsfläche betrug vor der Eingemeindung mit Gernsbach 4719 Hektar, davon waren 92% Wald, der zum einen Teil der Gemeinde, zum anderen Teil dem Land Baden-Württemberg als Staatsforst und Staatsjagd gehörte.
Kein Wunder, dass 1990 in der alten Sägemühle von einer Privatinitiative das Waldmuseum eingerichtet wurde, das nicht nur für Schulklassen und Gruppen interessant ist und einige Highlights bietet. Zu sehen ist u.a. die in einer Fichte verwachsene Pilotenkanzel eines auf der Schwarzmiss aufgefundenen Flugzeugs aus dem zweiten Weltkrieg.
Der Wald, der heute durch einen hohen Fichtenanteil manchmal dunkel (Schwarzwald!) erscheint, war früher ein Mischwald aus Tannen, Buchen und Eichen. Die mächtigen Tannen wurden sogar nach Holland geflößt. Eichenstämme aus dem Murgtal wurden zu Gründungspfählen in Rotterdam.
Sehr licht war der Wald damals und ermöglichte den Hirten des Dorfes, Kühe und Schweine auf die Waldweide zu führen, wo die Tiere die begehrten Eicheln finden konnten. „Auf den Eichen wachsen die besten Schinken“, so die alte Volksweisheit. Im Jahr 1707 wurden auf dem Kaltenbronn 1700 Weidetiere gezählt!
Große Anstrengungen erforderte es, dem Wald die steilen Täler abzuringen, um Getreide, Raps und andere Feldfrüchte anzubauen. In den zahlreichen, nur im Murgtal aufzufindenden Heuhütten, die Tiroler Einwanderer mit hierher gebracht haben, lagerte man das Futter für die Tiere und holte es im Winter mit dem Schlitten ins Dorf.
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In Kohlenmeilern auf den „Kohlplatten“ direkt im Wald wurde die begehrte Holzkohle produziert. Das Köhlern selbst war eine raue Arbeit, die auch sehr große Erfahrung erforderte. Das Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff mit dem armen Kohlenmunk Peter, dem Holländer Michel und dem Glasmännlein stammt nachweislich aus dem Murgtal.
Zahlreiche Mühlen, vom lebenswichtigen Wasser der Bäche angetrieben, versahen ihren Dienst. Mit Wasserkraft wurde gesägt, gemahlen und gestampft. Zur Jahrhundertwende leistete sich die Gemeinde den Luxus der ersten Wasserversorgung mit Quellwasser. Als Gruppe mit Anmeldung oder in einer Führung haben Sie die Möglichkeit, die alte Mahlmühle mit Räderwerk und Transmissionen in Betrieb zu sehen.
Der Reichentaler Wald zeichnete sich immer durch einen hohen Wildbestand aus und beherbergt heute noch eine Rotwildjagd. Auf und um den Kaltenbronn fanden herrschaftliche Jagden statt. Noch heute beeindrucken die Jagdhäuser auf dem Kaltenbronn oder das Haus Waldfried. Allerdings verursachte das Wild Schäden im Wald und auf der Feldflur. Mit einem riesigen Zaun versuchte man, das Wild von den Äckern fernzuhalten.
Das Erste was Ihnen auf den Reichentaler Waldwegen auffallen wird, sind die enormen Vorräte an Brennholz die die Waldwege säumen. Wir haben vorsichtig nachgerechnet und sind bei etwa 800 Einwohnern auf knapp 10 Ster Holz pro Reichentaler gekommen. Eine riesige Menge! Das umweltfreundliche Heizen mit nachwachsenden Rohstoffen wurde hier schon immer praktiziert.
Die anderen Hinweise auf frühere Zeiten sind eher versteckt: An 13 verschiedenen Stationen haben wir sie zugänglich gemacht und mit Info-Tafeln beschrieben.
Der ganze Rundgang ist knapp 11 Kilometer lang, Sie können aber auch jederzeit abkürzen. Wo immer ein Weg nach unten führt, werden Sie auf diesem wieder nach Reichental gelangen, wo zum Abschluss das Schwimmbad, die Grillstelle oder die Terrasse des Dorfladens zum verweilen einladen.
Wir hoffen, wir haben Ihnen Appetit darauf gemacht, den Reichentaler Wald zu besuchen. Den Startpunkt der Tour finden sie beim Reichentaler Waldmuseum. Wir wünschen Ihnen in unserem Wald viel Freude und Spaß.
Wir bedanken uns für die Idee und Umsetzung beim ehemaligen Ortsvorsteher Edgar Sieb sowie für die große Unterstützung bei Forstdirektor Friedbert Zapf, dem Kreisforstamt Rastatt und zahlreichen Privatleuten, die Fotos und Informationen zur Verfügung gestellt haben.
Wenn Sie eine Gruppenführung machen möchten, Markierungen oder Wegweiser fehlen, melden Sie sich bitte bei der TouristInformation Gernsbach.
Unter outdooractive.com finden Sie die Tour online.