Restaurierung des Marktbrunnens beendet
Die Restaurierung des Marktbrunnens ist abgeschlossen. Damit wurde nach dem Brunnen auf der Höfstätte, dem Metzgerbrunnen und dem kleinen Brunnen „Im Hof“ auch der letzte Wasserspeier nach den Reparaturarbeiten wieder in Betrieb genommen.
Den entscheidenden Anstoß für die Restaurierung des Marktbrunnens gab der Stadtleitbild-Arbeitskreis Stadtgestaltung und Landschaftspflege, wie Bürgermeister Dieter Knittel bei der offiziellen Einweihung erinnerte. In Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Karlsruhe wurde dann der Sanierungsbedarf für alle Brunnen festgelegt. Für die Steinmetz- und Bildhauerarbeiten war die Arbeitsgemeinschaft Peter Jüngert/ Ralf Schira und für die Metallrestaurierung die Firma Rudolf Bauer zuständig. Im Herbst 2015 begannen die Arbeiten am Marktbrunnen, deren Kosten bei rund 21.000 Euro lagen, wovon etwa 2.600 Euro durch Fördermittel getragen wurden. „Die Brunnen sind ein wichtiger Teil der Gernsbacher Identität“, sagte Bürgermeister Dieter Knittel und verwies auch auf die touristische Bedeutung. „Der Erhalt ist uns wichtig.“
Für die Gernsbacher von besonderer Bedeutung ist die Nepomukstatue, die aufgrund ihres schlechten Zustands nicht an ihren angestammten Platz zurückkehren kann. Der Schutzheilige wurde detailgetreu nachgebaut. Das Original wird an einem neuen, witterungsgeschützten Platz aufgestellt werden. Außerdem wurde die so genannte „Trommel“ am Brunnenstock aufwendig saniert und gereinigt, ebenso das Brunnenbecken. Teilweise wurden die Originalteile erhalten wie beispielsweise die Rosetten aus Bronze, die Auslaufrohre und der Wasserspeier sind dagegen neu.
Der Marktbrunnen
Dieser Brunnen war für die Altstadt von zentraler Bedeutung. Über vier Meter im Quadrat sein Becken, gespeist von vier eisernen Wasserröhren, ein hoch aufragender Brunnenstock gekrönt mit einer figürlichen Darstellung. Frühste Nennungen stammen von 1503 und 1578.
Quellen vom Heppler und Gernsberg versorgten ihn mit Wasser, das hölzerne Deichelrohre heranführten. Die Verantwortung trug ein Brunnenmeister, der streng nach dem mittelalterlichen Eidbuch, vor dem Rat der Stadt verpflichtet worden ist. 1835 und 1840 wurden umfangreiche Reparaturen für den "durch sein bedeutendes Alter sehr schadhaften Marktbrunnen" erforderlich. Davon betroffen waren die obere Einfassung des Troges und ein Teilstück des Brunnenstocks samt Stockrohr. "Alte und abgängige Blatten" der Gewandung wurden ersetzt, 1840 eine ganze Seite. Die Wasserröhren wurden ausgeputzt, Löwenköpfe und Zylinder aus Messing an der Ausmündung der Rohre erneuert, ebenso Röhrenstützen, Klammern und Kübelträger.
Der Brunnenboden erhielt neue Sandsteinplatten und wurde wie der Trog mit Ölkitt abgedichtet. In den Rechnungen wird deutlich, dass nur ein Teil der sehr alten Sandsteinplatten ausgetauscht worden sind. Die Erhaltenen dürften noch aus der Zeit der frühesten Nennung des Brunnens von 1503 stammen. Sie sind ein Werk der späten Gotik, spitzbogig und mit einem Maßwerk (Nonnenköpfe) versehen. Der Renaissance zuzuordnen ist die Balustersäule, von mehreren Ringen in Abschnitte unterteilt. Sie schmücken lappige Blattformen, vier Ebersteiner Rosen sowie geschuppte und an den Schwänzen paarweise zusammengebundene Fabelwesen.
Das ionische Kapitell krönte ursprünglich eine Marienfigur, deren Herkunft und Verbleib ungewiss ist. Seit 1750 bildet die Figur des Nepomuk den Abschluss, eine Stiftung des Amtschreibers Ettlinger. Unterhalb des Kapitells findet sich folgender Text eingraviert: "ANNO DOMINI 1549 Auf DEN 17 TAG JULIUS" mit einem Steinmetzzeichen, identisch mit jenem am Eingangsportal zum Katzschen Garten. Form der Buchstaben und Jahreszahl sind gleich. Vieles spricht dafür, dass Michael Rotfuß an jenem Tag den Brunnen unter Verwendung älterer spätgotischer Teile der Einfassung erbaut hat. Die Reparatur war mit 900 Gulden hoch - etwa 6 Prozent des städtischen Haushalts.
Bürgermeister Löhlein und der Stadtrat waren sich aber einig und wussten, dass sie am Marktbrunnen mehr als ein Wasserreservoir für einen Brandfall haben. Sie schätzten seine besondere Schönheit, die in seiner künstlerischen Gestaltung zum Ausdruck kam. Vielleicht wirft sein teils spätgotischer Trog etwas Licht auf einen verborgenen Aspekt der Gernsbacher Geschichte, als Nonnen, Mönche und Bruderschaften zum Alltag gehörten.
Quellen:
Akten des Stadtarchivs Gernsbach, Bartusch, Inschriften