Mariä Heimsuchung
Die Idylle trog im kleinsten von Gernsbachs Ortsteilen. 1834 bis Anfang 1835 grassierte eine Fleckfieber- oder Typhusepidemie im Dorf, zeitgenössisch als „Nervenfieber“ bezeichnet, und raffte zahlreiche Menschen dahin. Die Zahl der Sterbefälle war ausweislich der Totenbücher mehr als dreimal so hoch wie üblich. Zu dieser Zeit gab es so gut wie keine Behandlungsmöglichkeiten und damit auch keine Heilungschancen.
Die Lautenbacher legten deshalb am 28. Dezember 1834 ein Gelübde ab, jedes Jahr zu Mariä Heimsuchung (2. Juli) einen Feiertag abzuhalten, wenn die Seuche nur aufhören würde. Tatsächlich flaute die Epidemie ab Februar 1835 ab. Seit diesem Ereignis ruft Lautenbach jedes Jahr am 2. Juli und inzwischen mit Böllerschüssen alle Einwohner zur getreulichen Erfüllung jenes Gelübdes als Dank für die weitere Verschonung vor dem Nervenfieber auf.
Von der Kirche geht es in einer Prozession durchs gesamte Dorf bis hinauf zur Illertkapelle. Vornweg drei Ministranten mit dem Kreuz und Fahnen, dahinter der Musikverein und natürlich die Lautenbacher Bevölkerung, die seit 1835 unter Androhung empfindlicher Geldstrafen angehalten ist, sich an besagtem Tag aller "knechtlichen“ Arbeit, also jeder auf den Lebensunterhalt gerichteten Tätigkeit, zu enthalten.
An der Illertkapelle, deren Glocke während des gesamten Marsches vom Dorf hinauf läutet, feiert die versammelte Gemeinde eine Heilige Messe, die traditionell vom Gesangverein und vom Musikverein umrahmt wird. Im Anschluss geht es dann zurück ins Dorf und es wird beim Bürgerhaus mit einem zünftigen Dorfhock weiter gefeiert.